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Veröffentlicht am 12. Februar 2017

Die Zukunft des Bewerbungsgespräches – (k)ein großer Sprung (mehr)?

In einem Interview mit der Zeitschrift „Stern“ behauptet die Harvard Professorin Iris Bohnet: „In 10 Jahren wird es keine Bewerbungsgespräche mehr geben“. Wir haben uns anlässlich dieser Aussage ein paar Gedanken zur Zukunft des guten alten Interviews von Mensch zu Mensch gemacht.

Die Automatisierung wird auch den Arbeitsmarkt als Geschäftsfeld erschließen

Dieser Trend hat schon längst begonnen. Es zeigt sich daran, dass es bereits erste geschäftliche Anbieter mit innovativen Angeboten für die Personalauswahl gibt – wobei keiner davon ernsthaft behauptet, Bewerbungsgespräche gänzlich ersetzen zu wollen.

Es geht um Zeitersparnis im Recruiting-Prozess

„Schuld“ ist in gewisser Weise die e-mail-Bewerbung. Mit ihr lassen sich kostenlos zahlreiche Bewerbungen (ob gewünscht oder nicht) an ebenso viele Unternehmen versenden. Diese Flut an mehr oder weniger ernstgemeinten Jobanfragen muss dann in den Unternehmen von den Personalabteilungen verarbeitet werden.

Inzwischen geht das Problem noch einen Schritt weiter. Immer mehr Unternehmen berichten über als Bewerbungsschreiben getarnte Hacker-Angriffe. Wenn jemand an einem Tag 65 oder mehr e-mails mit Anhängen überprüfen muss, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass man auf die verseuchte .zip Datei klickt. Zudem man es auch gewohnt ist, dass manche Bewerber/innen aufgrund der hohen Datenmengen gezippte Bewerbungsordner versenden. Sehr gefährlich für Unternehmen – Finger weg von .zip Dateien in e-mail-Bewerbungen – sonst haben Sie einen Totalausfall im System statt eines passenden Bewerbungsgespräches!

Zur Ehrenrettung der Bewerber/innen sei gesagt: es erleiden 95 % von denen, die sich korrekt verhalten, einen Imageschaden durch die 5 %, die es übertreiben oder gar kriminell handeln.

Die Zukunft des Bewerbungsgespräches ist insofern eng verknüpft mit Alternativen zur e-mail-Bewerbung

In diesem Bereich überlegen sich Start-ups einiges. Die neuen Anbieter setzen auf automatisierte Vorauswahl-Lösungen im Vorfeld des eigentlichen Bewerbungsgespräches, um den Personalabteilungen Zeit zu sparen – damit diese nur mehr mit den Kandidat/innen Bewerbungsgespräche führen, wo die Wahrscheinlichkeit auf Übereinstimmung hoch ist.

Wir stellen 3 Systeme vor:

  • Zeitversetzte Video-Interviews
  • CV-Parsing
  • Stimm-Analyse

1.) Zeitversetzte Video-Interviews

Bewerber/innen gelangen über einen Link auf eine Website, wo das Unternehmen Fragen zur Qualifikation (oder zur Person) hinterlegt hat. Diese Fragen beantwortet man – sozusagen LIVE – direkt in eine Video-Aufnahme. Diese wird später vom Unternehmen angesehen. Anhand der Antworten und des Verhaltens bei diesen standardisierten Fragen wird entschieden, wer wirklich zum „physischen“ Bewerbungsgespräch eingeladen wird. Anbieter: Viasto (Berlin).

2.) CV-Parsing

Bewerber/innen laden ihren Lebenslauf in einen speziellen Online-Service hoch. Dort erkennt eine sogenannte semantische Software-Anwendung in dem Bewerbungsdokument:

Adressdaten Persönliche Daten Berufs- und Ausbildungsstationen Fremdsprachenkenntnisse EDV-Kenntnisse / spezielle EDV-Programmkenntnisse bis hin zu individuell hinterlegten „Keywords“ wie z.B.: Reisebereitschaft, Auslandserfahrung,…

Diese gefilterten Daten werden im Datenbankformat gespeichert. Sie können mit einem speziellen „Matching-Programm“ mit den jeweiligen Anforderungen der Stelle automatisiert abgeglichen werden. Die Ergebnisse werden im Balkendiagramm angezeigt: erfüllt zu wieviel Prozent? Die Ergebnisse dienen zur Vorentscheidung, wer in Folge in zum persönlichen Bewerbungsgespräch darf.

Anbieter: Joinvision (Wien)

3.) Bewerbungsgespräch mit einem Stimm-Analyse-Programm

Bei diesem automatisierten Bewerbungsgespräch werden Bewerber/innen über Telefon oder Skype von einem EDV-Programm Fragen gestellt. Die Antworten werden aufgezeichnet. Das Spannende dabei: es geht nicht um die Inhalte der Antworten, sondern es wird die Stimme selbst analysiert. Entwickelt wurde das System von Psychologen, die mithilfe dieses Programms Rückschlüsse auf Persönlichkeitseigenschaften der Bewerber/innen ziehen. Die Analyse kann ebenso mit den jeweiligen Anforderungen der Stelle abgeglichen werden (Matching).

Anbieter: Precire (Aachen)

Link zum Interview: Bewerbungsgespräche wird es in 10 Jahren nicht mehr geben