Bei jeder Verhandlung ist es hilfreich, die Lage der Gegenseite zu kennen. Dies gilt auch für Lohn- und Gehaltsverhandlungen. Unternehmen interessieren Brutto und reale Lohnkosten. Bewerber/innen hingegen schauen auf Netto. Als „Dolmetscher“ können dabei Online-Rechner für Klarheit sorgen. Wir haben drei überzeugende österreichische Services getestet.
Die 3 Kandidaten
CPU-Informatik ist ein Softwarehaus aus Kufstein in Tirol. Ihr Online Brutto-Netto-Rechner ist seit vielen Jahren auf der eigenen Website abrufbar und wird auch von anderen Websites verwendet.
Haude ist ein Software-Hersteller aus Wien. Das Finanzamt ist ein prominenter Verwender des Online-Rechners aus diesem Hause.
Dr. Rausch & Partner ist eine Steuerberatungskanzlei und Unternehmensberatung in Salzburg und Mondsee. Beim Relaunch der Website vor kurzem wurde auf einen benutzerfreundlichen Online Brutto-Netto-Rechner sehr viel Wert gelegt.
Die Herausforderung – Teil 1: Zahlen / Daten / Fakten - Kriterien
Wir haben uns für den Vergleich der drei Brutto-Netto-Rechner folgendes Szenario ausgedacht:
- Eine Angestellte möchte 2.000 € netto verdienen
- 14 Mal pro Jahr
- Sie hat keine Absetzbeträge und kein Pendlerpauschale
- Stattdessen erhält sie ein Firmenauto zur Privatnutzung – ein Sachbezug wird angenommen
- Variante 1: Sachbezug Kleinwagen 210,- €
- Variante 2: Sachbezug Mittelklassewagen 420,- €
Anhand dieser Vorgaben wollten wir folgende Fragen beantwortet bekommen:
- Wie hoch ist der notwendige Brutto-Verdienst?
- Wie verändern beide Sachbezugsvarianten den Brutto-Verdienst? (der Netto-Verdienst sollte ja immer 2.000,- € bleiben)
- Wie hoch sind die realen Lohnkosten für Arbeitgeber in beiden Sachbezugsvarianten?
- Wie groß ist der Unterschied bei den realen Lohnkosten in den Bundesländern Salzburg und Wien? (Wien hat zusätzlich die U-Bahn-Steuer)
Die Herausforderung – Teil 2: Qualitative Kriterien
Bei der Verwendung der drei Online Brutto-Netto-Rechner achteten wir auf folgende Bereiche:
- Benutzerfreundlichkeit, Erklärungen, Layout
- Verwendung auf kleinen Bildschirmen, Mobilgeräten
- Möglichkeit der Datenausgabe / Druck von berechneten Ergebnissen
Das Ergebnis
Zahlenseitig
- alle drei Brutto-Netto-Rechner liefern die gleichen Ergebnisse auf den Cent genau
- kein Rechner berücksichtigt die Wiener U-Bahn-Steuer, CPU-Informatik und Haude weisen in der Erklärung darauf hin
- Bei Haude muss man sich die realen Lohnkosten als Summe selbst zusammenrechnen
- Rang: CPU-Informatik
- Rang: Dr. Rausch & Haude ex aequo
Benutzerfreundlichkeit
Der Rechner von Dr. Rausch bietet eine durchdachte, gut strukturierte Eingabemaske. Die einzelnen Bereiche sind in Kacheln aufgebaut, die auf- und zugeklappt werden können. Die Erklärungen sind direkt bei den jeweiligen Punkten als Pop-up-Feld integriert und äußerst umfang- und hilfreich. Die jeweiligen Ergebnisse werden auch als Diagramm dargestellt. Vorbildlich.
CPU-Informatik hat ebenfalls ein gute Eingabemaske. Die Erklärungen fallen sehr kurz aus und werden am Formularende angezeigt.
Das Haude-Layout ist ein Mini-Format, jedoch gut aufgebaut – und es gibt einen „Hilfe“-Knopf, der die wichtigsten Punkte in einer Erklärung auflistet.
- Rang: Dr. Rausch
- Rang: Haude
- Rang: CPU-Informatik
Anzeige auf kleinen Bildschirmen
Das kluge Layout im Kachel-Design von Dr. Rausch macht sich hier bezahlt. Die Seite ist einwandfrei für alle Bildschirmgrößen und vor allem Mobilgeräte geeignet. Anmerkung: Jobaktuell hat z.B. 45 % mobile Nutzer/innern. Haude hat hier aufgrund der Kleinheit des Eingabeformulars ebenfalls gute Karten. CPU-Informatik setzt noch auf eine Lösung, die vor allem für Desktop-Geräte passt.
- Rang: Dr. Rausch
- Rang: Haude
- Rang: CPU-Informatik
Datenausgabe und Druck
Alle drei Brutto-Netto-Rechner haben einwandfreie Druckausgaben. Dr. Rausch hat sich hier etwas Kluges überlegt. Man kann ausführliche Notizen zu den getätigten Eingaben hinzufügen – dadurch kann man den Ausdruck z.B. als Arbeitgeber auch für die Information von Bewerber/innen verwenden.
- Rang: Dr. Rausch
- Rang: Haude & CPU-Informatik ex aequo
Fazit
Wir haben uns für den Rechner von Dr. Rausch als Testsieger entschieden. Ausschlaggebend war die Benutzerfreundlichkeit, Beschreibung und graphische Aufbereitung – vor allem auch im Hinblick auf mobile Geräte.
Alle drei Rechner erfüllen die Anforderungen, um Unternehmen und Bewerber/innen bei der Ermittlung von Brutto- und Nettolöhnen sowie Nebenkosten die nötige Klarheit und damit Verhandlungsargumente zu liefern. Unternehmen aus Wien müssen sich jedoch bezüglich der U-Bahn-Steuer extern informieren.